Matomo

„Der Tod ist der Horizont des Lebens,
aber der Horizont ist nur das Ende der Sicht.“

Demenzfreundliche Bestattung und Motopädie

Jeder Mensch ist ein Individuum. Jedes Individuum ist als eine Einheit aus Körper, Geist und Seele zu sehen, die sich permanent mit seiner Umwelt auseinandersetzt und darauf reagiert. Ich als Motopädin begebe mich auf eine Art Suche der vorhandenen Ressourcen und setze dort an. Eine Basisdimension der Psychomotorik ist zum Beispiel Raum und Zeit. Wer sich in Raum und Zeit zurechtfindet, passt sich seiner Umwelt an, indem er handelt. Raum und Zeit gelten als die beiden Dimensionen, die es unseren geistigen Fähigkeiten erlauben, Erfahrungen zu machen und diese zu speichern. Das sind die Rahmenbedingung für unser Denken und Fühlen.

Was ist eigentlich Zeit?

Mit dieser Frage befasste sich Augustinus bereits 400 Jahre vor Christi Geburt und kam zu folgender Antwort: „Wenn niemand mich danach fragt, weiß ich es. Will ich es aber einem Fragenden erklären, weiß ich es nicht. Und er tröstete sich: „Wenn nichts verginge, gäbe es keine vergangene Zeit, wenn nichts käme, keine zukünftige und wenn nichts wäre, keine gegenwärtige Zeit.“

Demenz verstehen

Stellen Sie sich ein volles Bücherregal vor. Jedes Buch steht für ein Lebensjahr voller Ereignisse und Weggefährten. Bei Demenzerkrankten fallen anfangs erst einzelne Seiten, nach und nach jedoch ganze Bücher aus diesem Regal heraus. Es gibt verschiedenste Situationen, in denen plötzlich Personen vorkommen, die vor vielen Jahren bereits verstorben sind, zu denen kein Kontakt mehr besteht oder die Sie als Angehöriger gar nicht kennen. Für den Erkrankten bringt es nichts, außer Unsicherheit und vielleicht auch Boshaftigkeit, wenn er von seinem Gegenüber immer wieder belehrt wird, dass etwas nicht sein könne.
Nehmen Sie sich der Situation an und hören Sie zu. Der Erkrankte mag sich im Nachhinein vielleicht nicht an das Gespräch erinnern aber sehr wahrscheinlich an das Gefühl, das Sie ihm gegeben haben. Nämlich ein Mensch zu sein und ernstgenommen zu werden. Jeder Mensch hat sein Leben bis zu diesem einen gewissen Punkt mit Stolz gelebt, eigenständig gelebt, Ziele verfolgt und Dinge erreicht – war aktiver Teil der Gesellschaft. Einen Demenzerkrankten mit einem Kind zu vergleichen ist nicht möglich, auch wenn viele dies behaupten. Denn: Kinder sind gerade erst auf dem Weg in das Leben, Dinge selbst zu erreichen. Demenzerkrankte haben dies bereits geschafft.

Bewegung und Demenz

Um gespeicherte Erlebnisse/Erinnerungen abrufen zu können, muss die Reizweiterleitung bis hin zu den Nervenzellen des Gehirns intakt sein, wo wir die gespeicherten Informationen (Erinnerungen) abrufen wollen. Wenn die Kommunikation zwischen den Neuronen/Nervenzellen gestört ist, können Informationen nicht mehr verarbeitet und weitergeleitet werden.

In Bewegung

Der Informationsaustausch der bisher zwischen den Nervenzellen gestört war, kann durch die verbesserte Durchblutung und die daraus resultierende erhöhte Sauerstoffzufuhr, die Reizweiterleitung in bestimmte Bereiche, die z. B. für das Erinnern zuständig sind, für eine Zeit wieder verbessern. Denn die Nervenzellen erhalten ihre benötigten Reize. Koordinierte Bewegungsabläufe wie z. B. das gezielte Anheben eines Wasserglases und das Hinführen zum Mund, kann dadurch verbessert werden. Das geistige Leistungsvermögen hat Auswirkungen auf die Wahrnehmung, die Reaktion, das Vorstellungs- und Denkvermögen, die Aufmerksamkeit, die Koordination und das Gedächtnis. Bewegung ermöglicht somit auch einen Einblick auf das Innere eines Menschen. Geben Sie die Möglichkeit, gemeinsam in Bewegung zu kommen. Geben Sie Zeit und Raum.

Eine Standardlösung gibt es nicht. Dafür ist jeder Mensch zu individuell. Gern beraten wir Sie ausführlich zu diesem Thema in einem persönlichen Gespräch.
„Der Mensch ist verurteilt zum Sinn. Kein Verhalten ist sinnlos.“

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